Glasfasernetz in der Pflaumenallee: Mit Hochdruck auf Tiefbauer-Suche
Deutschland droht nach Ansicht der EU-Rechnungsprüfer beim Internet-Ausbau in den kommenden Jahren den Anschluss zu verlieren, wenn nicht mehr Unternehmen wie die HeLi NET auf Glasfaser bis in Haus (FTTH) setzen.
Der EU-Rechnungshof hat einen Sonderbericht zum Stand des Breitbandausbaus in den Mitgliedsstaaten („Der Breitbandausbau in den EU-Mitgliedstaaten: Trotz Fortschritten werden nicht alle Ziele der Strategie Europa 2020 erreicht“) veröffentlicht. Darin kommen die EU-Rechnungsprüfer zu dem Ergebnis, dass das EU-weite Ziel, bis zum Jahr 2025 flächendeckend Geschwindigkeiten von bis zu 1 GBit/s zu ermöglichen, in Deutschland mit den aktuell genutzten Technologien „wahrscheinlich nicht zu verwirklichen“ sei.
Konkret heißt es in dem Dokument:
„In Deutschland nutzt der etablierte Betreiber zur Verbesserung der Breitbandabdeckung in großem Umfang die Vectoring-Technologie. Hierbei handelt es sich um eine Technologie, die eine höhere Geschwindigkeit über Kupferleitungen ermöglicht. Mit Vectoring lassen sich derzeit Geschwindigkeiten zwischen 60 und 100 Mbit/s erreichen. In der Zukunft könnten Downloadgeschwindigkeiten von über 100 Mbit/s möglich sein. Der Vorteil von Vectoring besteht darin, dass es kostengünstiger ist als die Errichtung neuer Infrastruktur. Die Technologie hat jedoch auch ihren Grenzen. Erstens gelten die beworbenen Geschwindigkeiten nur bei einer begrenzten Anzahl von Nutzern; je mehr Nutzer verbunden sind, desto geringer ist die Geschwindigkeit. Zweitens ist die Vectoring-Technologie eine kurzfristige Lösung: Sie ist nicht so zukunftssicher wie Glasfaser und Koaxialkabel. Vectoring mag zwar ausreichen, um die Ziele der Strategie Europa 2020 zu erreichen, doch die Zielsetzungen der Gigabit-Gesellschaft für 2025, mit den geforderten Geschwindigkeiten von 1 GBit/s, werden mit dieser Technologie wahrscheinlich nicht zu verwirklichen sein. Drittens besteht die Voraussetzung für Vectoring darin, dass nur ein einziger Anbieter physischen Zugang zur ‚letzten Meile‘ hat, wodurch der Wettbewerb eingeschränkt werden könnte.“
Während der „etablierte Betreiber“ in Deutschland vor allem auf Vectoring setzt, fokussieren sich die alternativen Netzbetreiber wie die HeLi NET in Deutschland immer stärker auf reine Glasfaser und sind damit maßgebliche Treiber der Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft:
„Die VULA-Lösung ist jedoch komplex, und manche Experten sehen in ihr einen Rückschritt. Alternative Betreiber können nur die vom etablierten Betreiber angebotenen Dienste nutzen, da ihre neuen Produkte auf der Ebene der Dienste nicht unterstützt werden. Folglich entschließen sich alternative Betreiber häufig zum Ausbau von Glasfasernetzen, da sie erkannt haben, dass es für sie wirtschaftlich rentabler ist, ihre eigene Infrastruktur zu errichten.“
„Der Bericht des EU-Rechnungshofs zeigt: Wir brauchen dringend den von der neuen Bundesregierung angestrebten ‚Netzinfrastrukturwechsel zur Glasfaser‘“, kommentiert BREKO-Geschäftsführer Dr. Stephan Albers. „Daher müssen wir den Koalitionsvertrag nun hin zu einem flächendeckenden Glasfaser-Infrastrukturziel weiterentwickeln – damit reine Glasfaser nicht nur möglichst, sondern direkt bis in alle Gebäude ausgerollt wird. Um Wachstum und Wohlstand in Deutschland zu sichern und weiter auszubauen, braucht Deutschland die beste digitale Infrastruktur: flächendeckend verfügbare, reine Glasfaseranschlüsse bis in alle Gebäude. Hieran werden die mehr als 170 Netzbetreiber des BREKO maßgeblichen Anteil haben.“
Öffentliche Fördergelder darf es nur noch für den Ausbau reiner Glasfaseranschlüsse bis in die Gebäude oder bis direkt zum Nutzer geben. Bereits bewilligte Förderprojekte, die noch auf kupferbasierte Anschlüsse (VDSL / VDSL Vectoring) setzen, sollen zu reinen Glasfaser-Ausbauprojekten aufgewertet werden können („Förder-Upgrade“). Der BREKO stimmt mit der neuen Bundesregierung darin überein, dass die Breitband-Förderung deutlich vereinfacht werden muss, um die Förderverfahren zu beschleunigen. Fördermittel sollten indes immer nur das letzte Mittel darstellen, wenn ein Glasfaserausbau sonst auf absehbare Zeit nicht wirtschaftlich realisiert werden kann.
Kanzleramtsminister Helge Braun hatte im März eine neue Breitband-Förderstrategie angekündigt. Demnach sollen künftig nur noch reine Glasfaser-Ausbauprojekte förderfähig sein – und ausdrücklich keine Fördergelder mehr für den Breitbandausbau mit kupferbasierten Übergangstechnologien wie VDSL (Super-) Vectoring ausgegeben werden. Braun im ZDF wörtlich: „Wir fördern in Zukunft nur noch Glasfaser. Die Sorge, dass wir Kupferkabel fördern, dass wir Vectoring finanzieren mit staatlichen Mitteln – das tun wir nicht. (…) Auf alter Technologiebasis weiterzuarbeiten, das halten wir nicht für richtig.“
Nicht zuletzt setzt sich der führende deutsche Glasfaserverband mit Nachdruck für die dringend notwendige Überarbeitung des DigiNetz-Gesetzes ein, damit dieses den Glasfaserausbau in der Fläche tatsächlich voranbringen kann. Das Gesetz, das den Glasfaserausbau eigentlich beschleunigen soll, behindert diesen in seiner aktuellen Form in vielen Fällen sogar. Unsinniger Doppelausbau muss daher künftig verhindert werden, wenn ein Gebiet erstmals mit reinen Glasfaserleitungen erschlossen wird.
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Förderprogramm von Bund, Land und Kommune ermöglicht den Glasfaserausbau.
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